Der Hektik des Alltags entrinnen

Gedanken sind wie Wolken, sie kommen und gehen und hinterlassen gegebenenfalls ihre Spuren. Unser Bewusstsein ist unruhig. Es ist aber nicht unruhig durch äussere Geräusche oder Lärm. Nein, unser Bewusstsein ist unruhig durch uns selbst. Nicht von aussen wird das Bewusstsein beunruhigt, nicht durch den Krach eines Flugzeuges oder der lärmenden Autobahn, nicht durch die Geräusche am Arbeitsplatz oder durch Kinder die draussen spielen. Nein, wir selbst lassen dieses Tonband in unserem Kopf laufen.
Ständige Gespräche, stete Gedanken, Vorstellungen und Auseinandersetzungen mit unseren Gefühlen und Gedanken, und andauernde Beurteilungen und Stellungnahmen lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Des öfteren sehe ich Menschen in der sowieso hektischen Stadt, die auf dem Weg zur Arbeit sind oder zur Uni gehen, mit einem sogenannten «Coffee to go» in der einen Hand und mit der anderen Hand halten sie ihr Handy an das Ohr und telefonieren.
Des Abends fühlen wir uns innerlich leer, und zu unserer sogenannten Entspannung und Unterhaltung schalten wir den Fernseher an.
Und in der Nacht kommen die Träume...

Solange wir das nicht ändern, sind wir ein Spielball unserer Gedanken und Gefühle. Mit der Zeit fühlen wir uns ausgebrannt und müde, wodurch auch unsere Psyche in der Form leidet, dass wir uns unglücklich und alleine gelassen fühlen. Ein daraus resultierender Zusammenbruch ist der Hilfeschrei unserer bereits erkrankten Psyche und unseres Körpers, sowie unseres Bewusstseins. Wir müssen erkennen, dass nur wir selbst in Eigenverantwortung diesen Zustand ändern können, indem uns die Hektik des Alltags bewusst wird, und wir durch die Hilfe der Meditation in steter Übung wieder den Weg zum eigenen Inneren finden, und somit uns die innere Ruhe und Gelassenheit auf das Neue erarbeiten können.

Eine Übung zur Beruhigung des Bewusstseins ist das Beobachten des Atems:

Bewusst beobachten wir, wie beim Einatmen unser Atem in die Nase strömt, an der Innenseite der Nasenflügel anschlägt, und beim Ausatmen wieder ausströmt, womit wir unsere Aufmerksamkeit bereits auf unseren Atem konzentrieren. Von grosser Wichtigkeit dabei ist während dieses Vorgangs keinerlei Gedanken und Gefühle aufkommen zu lassen, sondern diesen Ablauf einfach nur wahrzunehmen und zu registrieren.
Diese einfache Übung wiederholen wir in Folge eine gewisse Zeit, und machen sich die Gedanken wieder bemerkbar, so beginnen wir einfach bewusst die Atemmeditation von neuem. Beurteilen wir nicht das Abschweifen unserer Gedanken, denn die Gedanken sind wie weisse oder dunkle Wolken die wir vorüberziehen lassen. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit nicht auf die Gedanken, sondern wenden uns bewusst wieder dem Einfliessen und Ausströmen unseres Atems zu.
Das Bewusstsein lernt mit Hilfe dieser Übung, sich auf die Handlung und auf den Augenblick zu konzentrieren, darauf, was wir in diesem Moment wirklich tun:

«Wir Atmen»

Dadurch lernen wir aber auch unser Bewusstsein zu kontrollieren und zu steuern, und mit der Zeit kehrt Ruhe, Harmonie und Erholung ein, wir beginnen uns selbst wieder zu spüren.
Vor vielen Jahren begann ich, mich der Meditation hinzugeben und mit der Zeit ist sie mir zu einer liebgewonnenen Gewohnheit geworden. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass ich durch meine täglichen Meditationsübungen die Hektik des Alltags mit zunehmender Gelassenheit und Ruhe bewältige, und ich dadurch auch meine Kraft, die mir zur Verfügung steht, richtig einzuteilen gelernt habe.
 

«In der Ruhe liegt die Kraft»


Eine Übung möchte ich euch noch nahe bringen, deren Wirkung mich selbst erstaunt hat:

Wir richten den Blick nach innen und beginnen uns selbst zu spüren. Nun schenken wir uns selbst ein Lächeln und betrachten dabei die Bewegungen unserer Lippen.
Durch dieses Lächeln werden wir feststellen, dass sich nicht nur die Muskeln in unserem Gesicht entspannen, sondern auch in unserem Bauch entspannt sich die Muskulatur, des Weiteren im Rücken und letztendlich in unserem gesamten Körper. Dadurch, denke ich, entspannt sich auch unser Bewusstsein, wir lassen los und es wird friedlich. Äusserlich macht sich das dadurch bemerkbar, dass unsere Gesichtszüge weich, offen und freundlich werden. Dieses Lächeln, das wir uns schenken, bereichert in erster Linie uns selbst. Im weiteren Verlauf wird unsere innere Haltung friedlicher, freundlicher und harmonischer, und letztendlich wird dieses entzückende innere Lächeln auch unseren Mitmenschen zu teil werden. Viel lieber sehe ich in ein offenes und freundliches Gesicht, als in eines, das griesgrämig, verschlossen, verbissen, verschlagen oder
hasserfüllt ist.

Durch meine eigene Gedankenarbeit bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass mich der Blick in mein Inneres lehrt, einen Moment inne zu halten, wodurch ich beginne, die etwas tiefer liegende Struktur meines Wesens zu erkennen. Dadurch lerne ich mich selbst zu spüren, Selbstverantwortung für mich und meine Umwelt zu tragen, dabei ruhig und ausgeglichen zu werden, und meinen Mitmenschen mit Achtung und Respekt zu begegnen.

Billy lehrt uns, dass die Meditation das grösste Geschenk ist, das man sich selbst machen kann.

Also verabschieden wir uns doch von der selbstgemachten Hektik des Alltags und schenken uns selbst eine respektvolle und liebevolle Zuwendung. Man muss nur in sich selbst beginnen.

Karin Meier
            
            


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Meditative Versenkung